Autor: Bohuslav Bereta
Jährlich findet eine Danke-Veranstaltung am Vorabend des Nationalfeiertages (25. Oktober) statt, in dessen Rahmen der Landeshauptmann das wertvolle Engagement aller ehrenamtlich tätigen Mitbürgerinnen und Mitbürger würdigt. Ohne diesen freiwilligen Einsatz für die Gemeinschaft und den Zusammenhalt im Land würde es verschiedenste Bereiche gar nicht geben. Auch der Einsatz im Vorstand des EFZ ist eine Ehren(amt)-Sache. Mit dabei bei der Ehrung ist heuer auch unsere Vorstandsvorsitzende Dr. Susanne Winder, die diese Anerkennung für ihr vielseitiges Engagement bekommt! Gratulierend haben wir ihr ein paar Fragen gestellt:
Frau Winder, Sie wurden für Ihr ehrenamtliches Engagement geehrt. Wie kommt es dazu, dass Sie Ihre Zeit verschenken?
Ich bin in einer liberal-katholischen Familie aufgewachsen, in der es klar war, dass man sich engagiert: Für andere Menschen, die einen brauchen, aber auch in der Kirche. Ministrantinnen gab es damals noch nicht - meine Geschwister und ich haben vorgesungen und mitgeholfen, wenn es etwas zu tun gab. Damals arbeitete ich auch in einer Jugendrotkreuzgruppe mit. Später, während des Medizinstudiums, war ich in der katholischen Hochschulgemeinde in Innsbruck aktiv: Wortgottesdienste vorbereiten, Bardienste, in einer Gruppe mitarbeiten, in der wir Ausflüge mit Menschen mit Behinderungen machten, usw.
Gut, als junger Mensch hatten Sie vielleicht mehr Zeit als später mit der Familie?
Nach der Rückkehr nach Vorarlberg kam bald die Zeit, in der unsere vier Kinder klein waren. Und wie viele andere Eltern habe ich mich in Erstkommunion- und Firmgruppen, aber auch in der Gottesdienstvorbereitung bei Pfarrer Rohner engagiert. Spirituelle und religiöse Themen haben mich immer umgetrieben, und immer waren Fragen in diesem Zusammenhang verbunden mit konkreten eigenen Entwicklungsaufgaben und mit Fragen, die aus Begegnungen und Beziehungen zu anderen Menschen entstanden sind. In dieser Zeit machte ich mehrere zusätzliche Ausbildungen: Unter anderem den theologischen Fernkurs, den pastoralpsychologischen Lehrgang und die Ausbildung zur Religionslehrerin. Diese Ausbildungen waren nicht nur für mich selbst ungemein bereichernd, sondern ich wollte auch lernen, in Begegnungen und Beziehungen auf eine Weise präsent zu sein, die ein Mehr an Verstehen und Lebendigkeit für alle Beteiligten ermöglicht.
Also Sie haben nicht nur umsonst gegeben, sondern auch einiges zurückbekommen?
Ja, ich habe durch mein Engagement Menschen kennen gelernt, die ähnliche Fragen hatten wie ich, eine ähnliche Sehnsucht. Ihre Antworten waren vielleicht nicht immer meine, aber sie brachten mich zum Nachdenken und zum Weiterlernen. 2004 schloss ich mich dem Freundeskreis des Werks der Frohbotschaft an und übernahm von 2009 bis 2015 dessen Leitung. Noch immer bin ich Teil des Teams, das im Bildungshaus Batschuns monatlich einen Wortgottesdienst gestaltet. In der Funktion der Leiterin des Freundeskreises und als Mitglied des Arbeitskreises FairAsyl des Werks der Frohbotschaft begann ich mich ab 2014 auch in der Vorarlberger Plattform für Menschenrechte zu engagieren. Unter anderem arbeitete ich dort in einer Gruppe mit, die ab 2017 mehrere Dialogforen „Flucht-Asyl-Integration“ organisierte.
Lag Ihnen die Begegnung mit anderen Kulturen, mit Randgruppen am Herzen?
Ja. Und das konnte ich in einem weiteren Projekt, dem Begegnungscafe „DieQuelle.komm“ umsetzen, das ich gemeinsam mit den Frohbotinnen initiieren durfte und in dem ich nach wie vor mitarbeite. Als offener Begegnungsraum am Bahnhof Feldkirch konzipiert und auch rasch angenommen, hat es sich inzwischen in erster Linie zu einem Treffpunkt für geflohene Menschen, die Deutsch lernen möchten, entwickelt: An drei Nachmittagen in der Woche nehmen sich zwei oder drei ehrenamtliche Gastgeberinnen Zeit für Gespräche und für konkretes Lernen.
Sie sind auch im EFZ engagiert. Wie offen sind Sie für alternative Familienformen?
Seit gut 10 Jahren darf ich auch im Vorstand des EFZ Verantwortung übernehmen, seit 2016 bin ich Vorstandsvorsitzende. Gefreut hat mich, als Bischof Benno Elbs 2015 dem EFZ zusätzlich zu den vielen anderen wichtigen Themen- und Aufgabenbereichen den Auftrag gab, sich um die Regenbogenpastoral zu kümmern. In dieser Arbeitsgruppe habe ich über einige Jahre hindurch mitgearbeitet und auch jetzt noch ist mir das offene Zugehen und die Begegnung mit queeren Menschen, wie sie zum Beispiel am Christopher Street Day stattfindet, ein wichtiges Anliegen.
Welche Kraft treibt Sie an? Was gibt Ihnen die Energie, sich so vielfältig einzusetzen?
Generell ist mein Herz dort, wo Menschen in Not, ausgegrenzt oder am Rand sind. Der biblische Text, „Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine Frohe Botschaft bringe“ entspricht genau dem, was mein innerer Antrieb ist: Leben in Fülle für jeden Menschen! Dieser Glaube fordert mich heraus zum Einsatz gegen Ungerechtigkeiten und Benachteiligungen. Mich macht es froh, wenn Menschen lernen wollen, wenn sich ihre Persönlichkeit und ihre Liebesfähigkeit entfalten und entwickeln darf. Ich bin dankbar, wenn ich spüre, dass etwas zu heilen beginnt - in allen Dimensionen des Menschseins, der körperlichen, der seelischen und der geistigen. So gut ich kann, versuche ich mich dafür einzusetzen und werde davon bereichert und bin unendlich dankbar für so vieles, das mein Leben „voll“ und sinnvoll macht.
Vielen Dank für das Interview und für das Engagement bei uns im EFZ.